Jugenhilfezentrum Wolfersdorf – Erinnerungsort und Ausstellung

Schwarz-Weiss-Aufnahme: Blick auf Zöglinge des Jugendwerkhofs „Neues Leben“ die über Brücke zum Tor der Anlage laufen

Erinnerungen an den Jugendwerkhof „Neues Leben“, einer Einrichtung der Spezialheime der Jugendhilfe in der DDR

Seit 2004 ist der WENDEPUNKT e.V. Träger einer Jugendhilfeeinrichtung in Wolfersdorf. Das Gelände und die Gebäude gehörten von 1955 - 1989 zum im benachbarten Schloss untergebrachten Jugendwerkhof „Neues Leben”, einer Einrichtung der Spezialheime der Jugendhilfe in der DDR.

Wer heute hier vorbeikommt, ahnt davon nichts mehr. Deshalb war eine Idee von Anfang an lebendig: die Geschichte dieses Ortes darf nicht in Vergessenheit geraten, die Erinnerung an die Zeit im Jugendwerkhof muss wachgehalten werden.

In einem ehemaligen Werkstattgebäude wurde nun ein kleiner „Erinnerungsort" mit einer Dauerausstellung geschaffen. Er soll nicht nur Rückblick sein, sondern ein Ort des Gespräches und der Auseinandersetzung mit der Geschichte und dem, was sie uns heute und für die Zukunft lehren will.

Akten, Fotos, Zeitzeugenberichte ...

Bei der Sichtung der überlieferten Akten, Fotos und Zeitzeugenberichte wird deutlich, dass es verschiedene Erinnerungen gibt, die vor allem von der Perspektive der Betrachter abhängen.

Ehemalige Erzieher:innen und ehemalige Zöglinge, die von staatlichen Behörden aus unterschiedlichsten Familienkonstellationen herausgenommen wurden, haben ihre ganz eigene Erinnerung.

Die damaligen Kinder und Jugendlichen, die sich an die Heimordnung anpassen konnten, erzählen andere Geschichten als diejenigen, die schließlich die ganze Härte der „Fürsorgediktatur” DDR in Torgau zu spüren bekamen. (jugendwerkhof-torgau.de)

Schwarz-Weiss-Aufnahme eines in sich gekehrten Zöglings des Jugendwerkhofs „Neues Leben“ in Wolfersdorf

Einblicke in eine Welt, die bis zur Friedlichen Revolution 1989 für viele verschlossen blieb

In Wolfersdorf können nun Lernende, Forschende, Interessierte und Zeitzeugen den Fragen nachgehen:

  • Was war die Idee einer solchen Einrichtung?
  • Wie sollte in der Theorie der Erziehungsalltag gestaltet werden?
  • Welche „Erziehungswirklichkeit“ gab es?
  • Welche Schilderungen gibt es von denjenigen, die als Erzieher:innen oder Zöglinge den Alltag im Jugendwerkhof erlebten?
  • Welche Rolle sollten Staat und Politik in der DDR bei der Erziehung von Kindern und Jugendlichen spielen?

Ausgestellt werden u.a. Aktenfunde, die den Tages- und Wochenplan Ende der 70er Jahre zeigen. Arrestbücher informieren über Repressalien. Ein besonderes Geschenk sind die Fotos des Berliner Fotografen Thomas Sandberg, der 1987 für eine Zeitschrift das Leben im Jugendwerkhof in Wolfersdorf dokumentierte und die nun dauerhaft ausgestellt werden.

Zu sehen ist außerdem der 1982 unter der Regie von Roland Steiner gedrehte Dokumentarfilm über den Jugendwerkhof Hummelshain, nur wenige Kilometer entfernt von Wolfersdorf. Vermutlich sind es die einzigen Bewegtbilder, die von Jugendwerkhöfen überliefert sind. Der Film wurde in der DDR nur einmal gezeigt, bevor er 1986 Ausstrahlungsverbot erhielt. Die Szenen und Bilder über den Jugendwerkhof Hummelshain, der bis 1989 als „Vorzeigeeinrichtung“ für sogenannte Schwererziehbare galt, wirken heute bedrückend. Zusammen mit den Fotos Thomas Sandbergs ermöglicht die Ausstellung Einblicke in eine Welt, die bis zur Friedlichen Revolution 1989 für viele verschlossen blieb.

Abbildung Titelseite der Begleitbroschüre zur Ausstellung: Der Jugendwerkhof „Neues Leben“ Wolfersdorf von David Schmidt

Begleitbroschüre zur Ausstellung:
Der Jugendwerkhof „Neues Leben“ Wolfersdorf (David Schmidt)

Öffnungszeiten der Ausstellung:
nach Absprache

Kontakt

Jana Schenker ist die Einrichtungsleiterin des Jugendhilfezentrums Wolfersdorf. Sie trägt lange rote Haare und wirkt sehr offen und sympathisch.

Jana Schenker
Einrichtungsleiterin JHZ Wolfersdorf

Tel. 036428 59-0
jana.schenker@wendepunkt-ev.net